Nachhaltig Einkaufen: CO2 Bepreisung in Godot Gameengine

In diesem Sommer habe ich meinen Master mit einer Abschlussarbeit beendet die ein wichtiges Thema behandelt, die Klimakrise die unser aller Leben bedroht und der wir in diesen jahren mit geballter Kraft entgegen treten müssen.

Um dies zu behandeln habe ich mich mit dem Ad-hominem Argument der Ernährungsweise beschäftigt: „wenn du so und so isst, kannst du das mit der Klimakrise nicht ernst meinen“ oder „dann müssen die Kunden das halt fordern“. Und auch wenn man aus diesen Formulierungen lesen kann, dass ich dieser Behauptung gegenüber nicht viel positives abnehmen kann war es mir wichtig, dieses Thema bis zur Unkenntlichkeit zu beackern, sodass die Granularität dieser Fragen deutlich wird, das zu Grunde liegende Schwarz-Weiss denken entkräftigt wird, und im falle von „dann müssen die Kunden das halt fordern“ die Informationsmacht mit großen Datenmengen angeglichen wird.

Aber isst man nun Vegan für die Umwelt?

Genau das ist das ist die Frage, die viel zu oft genutzt wird um eine Person aufgrund der Essgewohnheiten auszugrenzen. Betrachtet man die Umwelteinflüsse von Fleisch und Milchprodukten völlig getrennt von moralisch und gesundheitlichen Aspekten so ist die Abwägung deutlich komplexer. Im Winter mag ein Schweinesteak deutlich umweltfreundlicher sein als ein Tomatensalat aus dem beheizten Gewächshaus mit eingeflogener Avocado, im Sommer hingegen ist der Salat besser für die Umwelt, Auch Reis kann als Beilage vergleichbar problematisch werden wie ein Hühnchen vom Biohof und spätestens wenn das Crossaint aufgrund der Butter der größere Umweltsünder ist als die Currywurst zeigt sich eine Granularität, die auf den ersten Blick völlig undurchsichtig wird, die nicht mit Bauernregeln wie „Besser Weniger Fleisch für die Umwelt“ erledigt ist. Hier braucht es Zahlen.

Es braucht Zahlen, anhand derer man Prioritäten setzen kann, denn wir wissen eigentlich fast alle was auf uns zu kommt, ich brauch auf niemanden mehr moralpredigend einreden. Aber die Mittel den Klimawandel anzugehen, die wird uns die Industrie nicht freiwillig geben.

Auf was achte ich denn dann?

Will man auf die Umwelt achten ist möglicherweise ein CO2 Preis eines Lebensmittels interessant, vielleicht auch ein verlässliches Siegel wie Bio oder Fairtrade, die Leute wissen eigentlich auf was sie achten sollten, statistiken zeigen ständig dass die Leute glauben auf alles zu achten, dies zeigt die behauptung von 50%, auf Bio zu achten, doch das haben sie nicht immer im Kopf, dies zeigt der Marktanteil von 5% Bio, vor allem nicht wenn man, wie es viele Umweltbewusste Menschen tun, auf den Händler des Vertrauens setzt und im Biomarkt die unfair gehandelten Bananen kauft, die im Discounter mit komplettem Fairtrade siegel für weniger Geld im Regal liegen.

Openshoppinglist, mein Werkzeug dient hier als Alptraum der weniger zufriedenstellenden Produzenten und als Guide für jeden bewussten Konsumenten. Openshoppinglist macht es möglich, auf das „dann müssen die Kunden das halt fordern“ mit „ok, dann machen wir das mal jetzt“ zu antworten und das ganze auch noch frei nach Bill Gates „kommunistisch“ also Quelloffen auf Gitlab.

Mit Openshoppinglist konnten meine Gruppe Testpersonen anhand von Daten über das Sortiment aller Supermärkte von zuhause Richten. Sie konnten so alle Hürden umgehen, die Hersteller und Händler ihnen in den Weg zum idealen Produkt legen. Mit Openshoppinglist bekommen sie keine schlecht überprüften Scheinsiegel angezeigt, sie müssen sich nicht nach unten bücken um die richtig guten Angebote, die die Supermärkte weniger gern verkaufen zuerst zu sehen. Alles wird einfach exakt so Priorisiert, wie der Kunde es angibt, sei es nach Biosiegel, Preis, Veganer Inhaltsliste oder, und damit ist Openshoppinglist alleine, nach CO2 Preis.

CO2 Preis? wo bekommt man denn das?

Bisher drucken erst wenige Hersteller die im Laufe der Produktion entstandenen CO2 Äquivalente auf ihre Lebensmittel. Bananeira und Provamel geben an, ihren CO2 haushalt zu kompensieren, OATLY gibt sogar einen CO2 Wert an und kompensiert teile bei PRIMAKLIMA. Doch all die anderen Hersteller geben keinen Wert an und es ist auch nicht zu erwarten, dass sich dies ändert.

Das ÖKO-Institut hingegen hat 2008 eine Tabelle für Lebensmittelgruppen veröffentlicht. 2009 Gab es den CO2-Rechner von Pendos. Der WWF veröffentlichte 2012 seine Zahlen, auch wenn ich die Quellen in diesem Fall für Bedenklich erachte. Dann gibt es noch ourworldindata.org für den nordamerikanischen Raum und seit Ende dieser Masterarbeit auch endlich vom IFEU.

All diese Zahlen nützen jedoch nichts, wenn ich im Supermarkt stehe und mich frage, welcher Salat nun mehr CO2 Produziert hat, auf was ich achten muss, da kommt mein open source CO2 Rechner zum Einsatz. Dieser Gruppiert Inhalte, weist ihnen einen CO2 Wert zu, erschätzt das Worst-Case-Szenario einer Zusammensetzung aus der Inhaltsliste um jedem Produkt einen Worst-Case-CO2 Wert zuzuweisen, denn so weckt der Wert nicht nur falsche Hoffnungen, er ermutigt auch Hersteller zu mehr Transparenz, mit mehr Transparenz kann der CO2-Wert nur besser werden.

Oh wow, und wie isses gelaufen?

Generell zeigte sich, dass mit der Openshoppinglist in der Hand die UserInnen dazu übergingen ihre Anforderungen an den Markt deutlich zu verschärfen. es reichte nicht mehr aus, dass ein Produkt Bio war, TeilnehmerInnen lasen sich in weiterführende Siegel ein und beachteten mehrere Aspekte ihres Einkaufens stärker.

Natürlich liesse sich vieles darauf zurückführen, dass sich die Teilnehmenden mit ihren Essgewohnheiten aufgrund der Teilnahme stärker beschäftigten was sich mit einer Kontrollgruppe hätte herausfiltern lassen können, daher alles mit Vorsicht zu geniessen. Einiges jedoch wurde auch in nur wenigen Minuten von der ersten Nennung ihrer Essgewohnheiten bis nach der Darstellung dieser im Interface so deutlich anders, schlicht weil wenig greifbare Dinge wie CO2 Werte oder das Fehlen von Siegeln prominenter wurden, dass jede der Teilnehmenden Personen radikaler in der Auswahl wurde. Daher vermute ich, diese Openshoppinglist kann nur helfen, den Markt zu zwingen, nachhaliger zu produzieren und den KundInnen zu helfen, die Nachhaltigkeit zu finden, die sie sich wünschen.

All dies, und wie ich zu dem Schluss kam, das so zu programmieren in meiner hier, wie auch sonst üblich CC lizensierten Masterarbeit:

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